Aufbau eines Daches
Die Form und der Aufbau des Daches, sollte genauso gut überlegt sein, wie die Gestaltung im Inneren. Dachtraufe, Ortgang, Dachgaube und Dachstuhl, all diese Begriffe fallen rund um das komplexe Thema. Um Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir in den nachfolgenden Artikeln wissenswertes zusammengefasst und erklärt.
Definition Dachhaut
Als Dachhaut wird die äußerste Schicht eines Daches bezeichnet. Genau wie auch ein Mensch durch seine Haut vor äußeren Einflüssen wie z.B. Witterung und UV-Strahlen geschützt wird, so sorgt auch die Haut eines Daches für den Schutz vor Wind und Wetter.
Während der Begriff Dachhaut im üblichen Sprachgebrauch verwendet wird, um die allgemeine obere Dachfläche zu bezeichnen, setzt sich der Begriff aus zwei wichtigen Bestandteilen zusammen: die Dacheindeckung als äußerste Schicht oder auch Außenhaut und die Dachabdichtung als Unterkonstruktion der Dacheindeckung. Der Überbegriff Dachhaut bezeichnet daher die Kombination aus beiden Faktoren. Eine Ausnahme dieser Begrifflichkeit stellt das Flachdach dar. Da das Flachdach an sich ohne herkömmliche Dacheindeckung auskommt, besteht die Dachhaut eines Flachdachs lediglich aus der Dachabdichtung. Bei einem Flachdach kommt häufig für die Abdichtung der Dachhaut eine Folie zum Einsatz.
Die Auswahl an Materialien, die sich für die Dachhaut eignen, ist vielfältig. Auf welches Material dann jedoch die Entscheidung fällt, hängt von vielen Faktoren ab. Zunächst gibt der Bebauungsplan Auskunft darüber, welche Dacheindeckung im jeweiligen Wohngebiet überhaupt zulässig ist. Des Weiteren hängt die Entscheidung von Kriterien wie Wärmedämmung, Schalldämmung, Dachform sowie das zur Verfügung stehende Budget ab, denn je nach Auswahl kann das Material für die Dachhaut sehr kostspielig sein.
Folgende Materialien stehen zur Auswahl:
- Tondachziegel
- Betondachsteine
- Faserzementdachplatten
- Bitumen und Teerprodukte
- Naturstein, z.B. Schiefer
- Metalle
- Holz
- Kunststoffe
- Gras oder Schilf
- Glas
Definition Dachstuhl
Als Dachstuhl wird der gesamte Unterbau der Dachbedeckung bezeichnet. Der Aufbau eines Dachstuhls hängt im Wesentlichen von der zu errichtenden Dachform ab (siehe auch Sparrendach, Kehlbalkendach und Pfettendach). Unabhängig von der Dachform ist die Dachstuhlkonstruktion eine wichtige und anspruchsvolle Aufgabe beim Hausbau. Um einen Dachstuhl zu bauen, muss daher immer ein Fachbetrieb hinzugezogen werden. Schließlich muss der Dachstuhl nicht nur die eigene Last und die Last der Dacheindeckung tragen, sondern auch stärksten Witterungen standhalten.
Wer seinen Dachraum ausbauen und als Wohnraum nutzen möchte, der sollte seinen Dachstuhl unbedingt entsprechend dämmen. Doch auch bei unbewohnten Dachgeschossen kann ein gedämmter Dachstuhl als Alternative zur gedämmten Dachgeschossdecke sinnvoll sein, um unnötigen Wärmeverlusten entgegenzuwirken.
Der Dachstuhl besteht üblicherweise aus Holz, und zwar aus Stuhlpfosten oder auch Stuhlsäulen, die in Reihe angeordnet, zusammen mit Schwellen, Rähmen (waagerechte Teile des Dachstuhls) und Streben die sogenannte Stuhlwand bilden. Diese verläuft parallel zum First. Die Schwelle zur Lastverteilung unter den Stuhlpfosten wird als Stuhlschwelle bezeichnet.
Stehender vs. liegender Stuhl
Stehender Stuhl | Liegender Stuhl |
Die Stuhlpfosten sind lotrecht angeordnet. | Die Stuhlpfosten werden schräg geneigt errichtet und stützen sich am oberen Spannriegel ab. Die Stuhlpfosten werden auf dem Deckenbalken direkt über der Außenwand gegründet. |
Die Pfosten werden mit Pfetten zu einem Kopfband verbunden, um die Errichtung des Dachstuhls zu erleichtern. Bei einem Kopfband handelt es sich um eine zwischen einem vertikal und einem horizontal stehenden Holz eingesetzte Strebe, um eine zusätzliche Stabilität der Konstruktion zu erreichen. | Durch die äußere Anordnung der Stuhlpfosten ist der Dachraum frei von störenden Pfosten und bietet deutlich mehr Nutzfläche als beim stehenden Stuhl. |
Beim stehenden Stuhl handelt es sich um die Standardkonstruktion eines Pfettendachs. | Beim liegenden Stuhl handelt es sich um die Standardkonstruktion des Sparrendachs. |
Was ist der Ortgang?
Als Ortgang eines Daches wird der seitliche Abschluss eines Daches bezeichnet. Gemeint ist die Länge des Daches an der Hausseite zwischen der oberen Kante (Dachfirst) und der unteren Kante eines Daches (Dachtraufe).
Definition Dachtraufe
Die Verbindung der unteren Enden der Ortgänge bilden den Abschluss eines Daches. Dieser Abschluss wird als Traufe oder Dachtraufe bezeichnet. Die Dachtraufe dient als Tropfkante eines Daches, weswegen unter ihr auch häufig eine Regenrinne installiert wird.
Die Dachtraufe im Detail
Dachflächenbreite | Die Dachflächenbreite entspricht der Länge der Dachtraufe. |
Traufpunkt | Als Traufpunkt wird der Schnittpunkt bezeichnet, an dem sich die Dachhaut und die senkrechte Hauswand überschneiden. |
Traufhöhe | Die Traufhöhe ist die Höhe der Fassade bis zum Traufpunkt. Die maximal zugelassene Traufhöhe wird im Bebauungsplan vorgegeben und darf nicht überschritten werden. |
Traufüberhang | Als Traufüberhang wird die Verlängerung des Daches vom Traufpunkt ausgehend bezeichnet. Der Traufüberhang wird daher auch als Dachüberhang oder Dachüberstand bezeichnet. |
Traufständig | Als traufständig wird ein Haus bezeichnet, das mit seiner Traufe parallel zur Straße ausgerichtet gebaut wurde. Das Äquivalent dazu ist giebelständig. |
Traufrecht | Die Entwässerung eines Hauses bzw. eines Daches wird mit dem Traufrecht geregelt. Das Traufrecht sieht dabei vor, dass die Entwässerung auf dem eigenen Grundstück erfolgen muss. Ist unter der Dachtraufe also eine Regenrinne angebracht, muss das Wasser aus der Regenrinne auf dem eigenen Grundstück versickert oder in die örtliche Kanalisation eingeleitet werden. |
„Vom Regen in die Traufe“ | Die Redewendung „Vom Regen in die Traufe“ wird verwendet, um auszudrücken, dass ein Übel gegen ein noch schlimmeres Übel ersetzt wird. Diese Redewendung stammt tatsächlich von dem Begriff „Dachtraufe“ ab, denn Regen, der von oben auf das Dach fällt, kommt unten an der Dachtraufe als ganzer Schwall herunter. Um das zu verhindern, wird die Regenrinne mit angeschlossenem Fallrohr direkt unter der Dachtraufe angebracht. |
Definition Dachfirst
Der Dachfirst ist der obere Abschluss eines Daches. Er entsteht, wenn zwei zueinander geneigte Dachflächen zusammentreffen und verläuft meistens waagerecht. Allerdings kann der Dachfirst bei einer Konstruktion des Daches, die gewölbt oder rund verläuft, auch der Scheitelpunkt des Bogens sein.
Der Dachfirst im Detail
Der Dachfirst im Baurecht | Die Bedeutung des Dachfirstes im Baurecht findet häufig im Bebauungsplan Anwendung. Hier kann nämlich die Höhe des Dachfirstes vorgegeben oder begrenzt sein. |
Der Dachfirst als dekoratives Merkmal | Der Dachfirst wird manchmal auch genutzt, um einem Haus ein besonderes gestalterisches Merkmal zu verleihen. Der berühmte Wetterhahn ist dabei eine beliebte Möglichkeit. Bei Häusern im Wikinger- oder norddeutschem Stil sind auch häufig Pferdeköpfe aus Holz am Ende des Dachfirstes angebracht. |
Die Belüftung des Daches | Als höchster Punkt eines Daches kann der Dachfirst auch für die Belüftung desselbigen verwendet werden. Bei einem belüfteten Dach wird hierbei die nach oben strömende Luft von der Dachtraufe nach oben und über den Dachfirst nach außen geleitet. |
Definition Dachgaube
Eine Dachgaube ist ein Dachaufbau oder auch Anbau, der auf einer Dachfläche errichtet wird. Da Dachgauben in der Regel mit Fenstern ausgestattet werden, spenden sie Tageslicht und sorgen für eine bessere Raumbelüftung. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Errichtung einer Dachgaube ist die Erweiterung des nutzbaren Raumes. Je nach Wahl der Dachgaubenform kann die gerade Wandfläche in dem dahinterliegenden Raum enorm erweitert werden.
Üblicherweise wird die Form der Dachgaube an die Form des Hauptdaches angelehnt. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Arten bei der Wahl der Dachgaube, mit denen das äußere Erscheinungsbild maßgeblich beeinflusst werden kann.
Die gängigsten Dachgaubenformen sind:
- Walmgaube
- Schleppgaube
- Giebelgaube
- Fledermausgaube
- Spitzgaube
- Flachdachgaube
- Rundgaube
- Tonnengaube (auch Rundgaube)
Die Konstruktion der Dachgaube besteht bei einer Satteldachgaube oder einer Walmdachgaube aus einem Dachfirst und zwei waagerechten, seitlichen Dachtraufen. Je nach Art der Dachgaube kann dieser Aufbau natürlich variieren. Für alle Dachgauben jedoch gilt, dass keine ihrer Seiten in Verbindung mit dem eigentlichen Baukörper, dem eigentlichen Haus, steht. Die Konstruktion der Dachgaube erfolgt immer direkt auf dem Dach.
Definition Ringanker
Der Ringanker ist bautechnisch ein Detail innerhalb der Decke. Es handelt sich hierbei um ein Bauteil, das ringförmig geschlossen ist und sich innerhalb sogenannter Ringankersteine befindet. Ringankersteine sind Steine, die nach oben hin geöffnet sind, sodass sich der Ringanker in das Mauerwerk betonieren lässt. Genauso wie ein Ringanker aus Holz bestehen kann, ist es auch möglich, einen Ringanker aus Beton oder einen Ringanker aus Stahl zu verwenden.
Die wesentliche Aufgabe des Ringankers im Haus ist es, ein Zugband um die Decke zu bilden, um die Druckkräfte, die auf die Decke einwirken, aufzunehmen. Ein besonderes Augenmerk muss hierbei auf die Ecken gelegt werden, damit die Zugkraft entsprechend gleichmäßig um die Ecke geleitet und verteilt werden kann.
Fälschlicherweise wird der Ringanker gelegentlich mit dem Ringbalken verwechselt. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem Ringanker und dem Ringbalken. Während der Ringanker ausschließlich für die Aufnahme von Zugkräften verantwortlich ist, die in Form von äußeren Lasten auf die Wände einwirken, hat der Ringbalken die Aufgabe, neben den Zugkräften auch Biegemomente aufzunehmen. Diese können entstehen, wenn Lasten rechtwinklig zur Wandebene entstehen.
Die Begriffe Ringanker und Ringbalken werden fälschlicherweise häufig miteinander verwechselt. Obwohl beide Bauteile horizontal in der Wandebene aufliegen, werden ihnen verschiedene Aufgaben zugeschrieben. Während der Ringanker ausschließlich für die Aufnahme und Verteilung von Zugkräften verantwortlich ist, sorgt der Ringbalken zusätzlich dafür rechtwinklig einwirkende Biegemomente aufzunehmen.